Lehr-/Lernmodelle
© URKERN, Ivana Bilz
Bildungswissenschaftlich fundierte Lehr- und Lernmodelle im Fokus
Engagement steigern - Lernaktivität erhöhen: Das ICAP-Modell macht es möglich!
Passen meine Lehr- und Prüfungsmethode? Constructive Alignment als Antwort!
Wie funktioniert Constructive Alignment?
Lernziele definieren: Der erste Schritt besteht darin, zu formulieren, was Studierende nach dem Kurs können sollen. Diese Lernziele sollten konkrete, beobachtbare Handlungen beschreiben, beispielsweise „analysieren“, „bewerten“ oder „entwickeln“. So wird klar, welche Kompetenzen im Fokus stehen.
Prüfungsformate abstimmen: Die Prüfungen sollten direkt auf die Lernziele abgestimmt sein. Während Multiple-Choice-Formate sich gut für Faktenwissen eignen, sind Essays oder Peer-Reviews besser geeignet, um Analyse- oder Bewertungskompetenzen zu prüfen.
Wichtig: Prüfungen beeinflussen auch das Lernverhalten, denn: „Students learn what they think they will be tested on.“ – Biggs (1999, S. 141)
Lehrmethoden auswählen: Die eingesetzten Lehrmethoden sollten die Lernenden aktiv in den Lernprozess einbeziehen und sie dazu anregen, sich mit den Inhalten intensiv auseinanderzusetzen. Dabei können auch kollektive Lernformen wie Diskussionen und praxisorientierte Übungen integriert werden.
Mehr als nur Bürokratie – Reclaiming Constructive Alignment
In vielen Hochschulen ist Constructive Alignment heute Teil von Akkreditierungs- und Qualitätssicherungsverfahren, jedoch oft in stark formalisierten/standardisierten Formen. Dabei geht die eigentliche Idee – das Lernen als Mittelpunkt- manchmal verloren, sodass Lernziele mehr zur formalen Rechenschaftspflicht als zur tatsächlichen Lernförderung verwendet werden/beitragen.
Deshalb fordern ExpertInnen (Loghlin et al., 2021), das ursprüngliche Ziel von CA wieder stärker in den Fokus zu rücken – Reclaiming Constructive Alignment bedeutet:
-
Lehre am konstruktiven Lernen der Studierenden orientieren
-
Raum für offene, kreative Lernprozesse lassen
- CA als Werkzeug zur reflexiven Lehrplanung verstehen, nicht als Kontrollinstrument
Auf diese Weise kann Constructive Alignment als Orientierungsrahmen gesehen werden, welcher Lehrende dabei unterstützt, ihre Lehre (lern-) zielgerichtet und lernförderlich zu konzipieren. Dabei profitieren nicht nur die Studierenden, sondern auch die Lehrenden durch eine gesteigerte Klarheit und Reflexion in ihrer Lehre.
1. Erinnern
Verben: erinnern, aufzählen, wiedergeben
Beispiel-Lernziel: „Die Studierenden können die Newton’schen Gesetze der Mechanik aufzählen.“
2. Verstehen
Verben: erklären, beschreiben, interpretieren
Beispiel-Lernziel: „Die Studierenden können den Zusammenhang zwischen Spannung, Strom und Widerstand anhand des Ohm’schen Gesetzes erklären.“
3. Anwenden
Verben: anwenden, nutzen, ausführen
Beispiel-Lernziel: „Die Studierenden wenden das Verfahren der linearen Regression zur Analyse von Messdaten an.“
4. Analysieren
Verben: unterscheiden, ordnen, analysieren
Beispiel-Lernziel: „Die Studierenden analysieren die Unterschiede zwischen Algorithmen zur Sortierung großer Datenmengen.“
5. Evaluieren
Verben: bewerten, begründen, entscheiden
Beispiel-Lernziel: „Die Studierenden bewerten die Eignung verschiedener Materialen für eine bestimmte technische Anwendung.“
6. Erschaffen
Verben: entwerfen, entwickeln, zusammenstellen
Beispiel-Lernziel: „Die Studierenden entwickeln ein eigenes Simulationsmodell zur Vorhersage von Klimaveränderungen.“
Lernziele konkret formulieren: Unterstützung durch die Taxonomie von Anderson & Krathwohl
Ein wesentlicher Bestandteil von Constructive Alignment ist die Definition der intendierten Lernziele.
Hierfür bietet sich die Überarbeitung der Bloom’schen Taxonomie durch Anderson & Krathwohl (2001) an. Sie differenziert Lernziele anhand:
-
kognitiver Prozesse (vom Erinnern bis zum Erschaffen)
-
verschiedener Wissensdimensionen (faktisch, konzeptionell, prozedural, metakognitiv)
Besonders praktisch: Mithilfe typischer Verben können Lernziele klar und beobachtbar formuliert werden.
→ Klicken Sie auf die einzelnen Kategorien, um Beispiele zu sehen.
Wie können Studierende diese Lernziele nun erreichen? Das ICAP-Modell!
Die ICAP-Stufen im Überblick
Warum ist das ICAP-Modell nützlich für Ihre Lehre?
Viele typische Lehrformate wie Vorlesungen oder seminaristischer Unterricht bewegen sich häufig nur auf der passiven oder aktiven Stufe. Auch Methoden wie „Clickerfragen“ ohne Peer-Diskussion bleiben meist im Aktiven. Jedoch zeigt sich in der Forschung, dass Konstruktive und Interaktive Lernformen zu deutlich besseren Lernergebnissen führen als passive oder aktive Methoden.
Mithilfe des ICAP-Modells können Lehrende:
- Lernaktivitäten bewusst planen und einschätzen
- Studierende zu tieferem Lernen anregen
- eigene Lehre reflektieren und weiterentwickeln
Für konkrete Praxistipps als auch Übungen zur Reflexion der eigenen Lehre können Sie gerne unsere Handreichung über das ICAP-Modell sichten!
Kleine Änderung, große Wirkung – auf die Aufgabenstellung kommt es an!
Bereits durch einfache Anpassungen von Aufgabenstellungen kann ein Übergang von aktivem zu konstruktivem und sogar interaktivem Lernen erreicht werden.
Solche Veränderungen erfordern keine vollständige Neugestaltung der Lehre, können aber bedeutsam zur Lerntiefe beitragen. Wie hier deutlich wird, spielt allein schon die Verwendung der Verben bei der Aufgabenformulierung eine entscheidende didaktische Rolle.